70 Jahre Flucht und Vertreibung –
Thema bei deutsch-tschechischem Schüleraustausch
 von Winfrid Söllner



Zwanzig tschechische Schüler aus der Základní Škola in Litomyšl besuchten mit zwei ihrer Lehrerinnen ihre Partnerschulen, die Mittelschulen in Burgsinn und Gemünden. Nachdem die Burgsinner und Gemündener Gruppe im letzten Oktober eine Woche in Litomyšl verbracht hatte, fand in der Woche vor Pfingsten, der Gegenbesuch statt. Die tschechischen Schüler wohnten bei ihren jeweiligen Partnern und nahmen gemeinsam mit ihren Gastgebern an einem vielfältigen Programm teil, das von den Koordinatoren der Schulpartnerschaft, Lenka Ondráčková und Winfrid Söllner, angeboten wurde. 



Verständigen konnten sich die Schüler auf Englisch und in einigen Fällen auch auf Deutsch, das einige der  tschechischen Schülern als Unterrichtsfach belegt haben. Damit auch die deutschen Schüler ein wenig Tschechisch lernen konnten, stand gleich am ersten Vormittag „Sprachanimation“ auf dem Programm – ein spielerischer Umgang mit Tschechisch und Deutsch. Wichtig dabei, und auch bei allen anderen Programmpunkten der Woche: Es sollte möglichst viel Interaktion zwischen den deutschen und den tschechischen Schülern stattfinden. So gab es bei einer „Fotorallye“ in Burgsinn oder der Stadtrallye in Würzburg Aufgaben, die nur dann zu lösen waren, wenn beide Sprachen verwendet wurden.





Beim offiziellen Besuch der Austauschschüler im Rathaus von Burgsinn empfing der zweite Bürgermeister der Marktgemeinde, Matthias König,  die Gruppe mit freundlichen Worten, interessanten Informationen über den Ort, einem kleinen Souvenir und einem Eis.



Viele Unternehmungen hatten sich schon bei früheren Austauschtreffen bewährt, so der Besuch des Klettergartens in Heigenbrücken, eine Führung durch die Würzburger Residenz oder ein gemeinsamer Sporttag.










Verpflegung in der Mensa

Einladung der Gasteltern









Dieses Mal kam jedoch ein Thema ins Programm, das im Rahmen dieser Schulpartnerschaft noch nie angesprochen worden war: die Vertreibung der Sudetendeutschen aus ihrer Heimat im heutigen Tschechien in den Jahren 1945/46. Anlass dafür war die Ausstellung des historischen Vereins Gemünden im Kulturhaus „Flucht und Vertreibung vor 70 Jahren“. Schon bei der Vorbereitung des Besuchs wurde deutlich, wie beide Seiten, die deutsche und die tschechische, durch Nationalismus und Hass zu dieser Katastrophe beigetragen hatten. Durch die Ausstellung führte Bruno Schneider und machte den Besuchern bewusst, in welch glücklicher Zeit wir heute leben, da wir Freundschaften über die Grenzen hinweg schließen können.

Der letzte Abend wird traditionell mit einer deutsch-tschechischen Disko begangen. Sie konnte wieder in den Räumen des Jugendzentrums in Gemünden stattfinden. Zur Musik und zur Pizza liefen im Hintergrund die Fotos von inzwischen sieben Jahren Schüleraustausch zwischen Burgsinn, Gemünden und Litomyšl. Im Oktober 2017 soll die nächste Schülergruppe nach Tschechien fahren.